Wenn man, so wie ich, nie jung sein wollte, und es hasste, für jünger gehalten zu werden, als man ist, bemerkt man irgendwann im fortgeschrittenen Alter, dass man ein Freak ist.
„Gut siehst du aus für dein Alter.“
„Wer ist das auf dem Foto? Ach, du! Mensch, du warst ja mal richtig hübsch! Nicht, dass du jetzt nicht mehr, du weißt schon, was ich meine …“
„Ich finde, so doll hast du dich nicht verändert. Für dein Alter, meine ich.“
„In unserem Alter kann man so was nicht mehr tragen.“
„Es wird Zeit, dass du dich mehr mit Maniküre, Facials, Wimpernverlängerung, Botox, koreanischen Kosmetikprodukten (etc.) beschäftigst.“
„Ehrlich? In unserem Alter sieht das ungepflegt aus.“
„Willst du da nicht mal einen Friseur ranlassen?“
„Irgendwann mal braucht man halt diese hochwertigen BHs und anderen Basics.“
“Bauchfett ist immer ungesund. Da musst du was machen.“
„Cardio ist nicht so wichtig. Weight Lifting ist viel wichtiger.“
„Kohlenhydrate gehen gar nicht mehr. Schau, dass du mehr Protein kriegst.“
„Dieser ganze Stress tut dir nicht gut. Denke mal mehr an Self-Care, Süße.“
„Ich finde Menopause super, aber man muss mir ja nicht ansehen, wie alt ich bin.“
Inzwischen weiß ich, dass „alt sein“ und „alt werden“ nicht nur relativ ist, sondern auch relativ schmerzhaft sein kann: Jetzt bin ich da, wo ich wahrscheinlich in zehn Jahren sein möchte, die nervigen Zipperlein werden nicht unnerviger, die Risiken für wirklich beschissene Krankheiten gehen hoch, die Nerven werden dünner und ich denke zum hunderttausendsten Mal, den Kampf gegen das Altern werden wir alle verlieren, egal, wie viel wir in hochpreisige und aufwändige Longevity-Programme investieren.
Und was ist die Alternative zum Altern? Tot sein.
Das Leben ist wunderbar, wenn man nicht so genau darüber nachdenkt.

„Und wer ist das?“
(Babyface by Mac, irgendwann in den 00ern aufgenommen)